Dem Wertheimer Wald geht es vergleichsweise gut

Dank Baumvielfalt geringere Schäden als andernorts

Wertheim gilt als waldreiche Stadt: 36 Prozent der Gemarkung sind mit Wald bewachsen. Foto: Stadt Wertheim

Wertheim gilt als waldreiche Stadt: 36 Prozent der Gemarkung sind mit Wald bewachsen. Foto: Stadt Wertheim

Dem Wertheimer Wald geht es vergleichsweise gut. Das ist das Fazit des Waldzustandsberichts, den Forstfachleute in der jüngsten Gemeinderatssitzung abgaben. Zwar haben heiße Sommer und lang anhaltende Trockenheit auch in den Wäldern Wertheims ihre Spuren hinterlassen. Die Schäden sind aber deutlich weniger ausgeprägt als im restlichen Landkreis.

Den Bericht zur Lage des Waldes gab Oberforstrat Lothar Achstetter ab, er wurde ergänzt durch die beiden Revierleiter Frank Teike und Martin Rösler. Zunächst machte Achstetter deutlich, dass Wertheim mit einem Anteil von 36 Prozent eine waldreiche Stadt ist. Mit diesem Wert liege man deutlich über dem Landkreisdurchschnitt (29,5 Prozent). Als wichtigen Faktor für die vergleichsweise gute Verfassung des Wertheimer Stadtwaldes nannte Lothar Achstetter den Artenreichtum im Baumbestand. Insgesamt gebe es 40 Baumarten, davon 28 Laub- und zwölf Nadelbaumarten.

Eine Stärke des Wertheimer Waldes ist seine Vielfalt an Baumarten. Das macht ihn weniger anfällig für Dürreschäden. Foto: Stadt Wertheim

Eine Stärke des Wertheimer Waldes ist seine Vielfalt an Baumarten. Das macht ihn weniger anfällig für Dürreschäden. Foto: Stadt Wertheim

Der Anteil der klimaempfindlichen Fichte sei in den vergangenen 40 Jahren von 16 auf fünf Prozent gesunken. Grund sei die nach Stürmen wie „Wiebke“ und „Lothar“ aufgetretene Borkenkäferplage. Aber auch zu Zeiten guter Preise habe man durch Holzeinschlag den Fichtenanteil bewusst reduziert. Als erfreulich bezeichnete Achstetter den hohen Anteil an klimastabilen Arten wie Waldkiefer, Schwarzkiefer, Eiche, Roteiche, Hainbuche und Elsbeere. Auch die Douglasie habe deutlich an Fläche gewonnen und liege derzeit bei zehn Prozent.

Der Holzvorrat im Stadtwald beträgt mehr als eine halbe Million Kubikmeter. Jährlich wachsen rund 10.800 Festmeter nach. Der jährliche Einschlag ist niedriger als der Zuwachs, man baut also Holzvorräte auf. Auf 51,3 Hektar Wald findet keine Nutzung statt, hier bleibt der Wald komplett der Natur überlassen.

Im Stadtwald werden weniger Bäume gefällt als gepflanzt und aufgezüchtet - der Wald wächst. Foto: Stadt Wertheim

Im Stadtwald werden weniger Bäume gefällt als gepflanzt und aufgezüchtet – der Wald wächst. Foto: Stadt Wertheim

Achstetter ging ausführlich auf die Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels auf das Ökosystem Wald ein. Die beiden aufeinander folgenden Trockenjahre 2018 und 2019 hätten zwar auch in Wertheim merkliche Dürreschäden hinterlassen, „aber auf deutlich geringerem Niveau als andernorts“. Achstetter nannte dazu Zahlen: Dieses Jahr mussten im Wertheimer Stadtwald 730 Festmeter wegen Trockenheit gefällt werden, im ganzen Landkreis waren es 19.100 Festmeter. Wegen Käferbefall wurden 2019 im Wertheimer Stadtwald 190 Festmeter Holz gefällt, nur 30 mehr als im Vorjahr, Im gesamten Landkreis betraf der Käferbefall dieses Jahr 19.700 Festmeter, 5.700 Festmeter mehr als 2018.

Die positiven Zahlen für den Wertheimer Stadtwald führte Revierleiter Frank Teicke vor allem darauf zurück, dass die Stadt Wertheim drei eigene Waldarbeiter beschäftige und man deshalb schnell auf Schäden reagieren kann. Man brauche ausreichend Forstpersonal und ortskundige Waldarbeiter, um die Baumbestände intensiv zu überwachen. „Gold wert“ fand Teicke als weitere Wertheimer Besonderheit das Holzhackschnitzelheizwerk am Beruflichen Schulzentrum in Bestenheid. Dank der Verfeuerungsmöglichkeit könne man den Anteil an Totholz in Wertheim gering halten.

Die abschließenden Empfehlungen von Oberforstrat Achstetter lauteten: die Waldfläche vergrößern, den Bestand erhalten und pflegen, weitere Blockheizkraftwerke errichten und bei städtischen Bauvorhaben verstärkt auf den Baustoff Holz setzen.

„Wir machen in Wertheim schon sehr viel richtig“, fasste Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez die gewonnenen Erkenntnisse zusammen. In mancherlei Hinsicht habe die hier praktizierte Waldbewirtschaftung Vorbildcharakter. Dazu zähle auch, dass Wertheim sich eigene Fachleute leiste, „bei denen unser Wald offensichtlich in guten Händen ist.“ Der OB schlug vor, dem Gemeinderat künftig in regelmäßigen Abständen einen Waldzustandsbericht vorzulegen, auf Anregung von Achstetter eventuell ergänzt um eine Waldbegehung.

wertheim.de